Bericht: Fabian
Letztes Jahr hat uns das Wallis-Matter- und Zinaltal begeistert, heuer war es das Saas-Tal.
Tag 1: Anreise und Eingewöhnung
Am Samstag, den 5. Juli, reisten sechs motivierte Bergfreunde unter der bewährten Leitung von Sepp Butz nach Saas-Grund an. Der erste Abend diente der Akklimatisierung, dem Materialcheck – und natürlich dem kulinarischen Einstieg ins Schweizer Preisgefüge.
Tag 2: Aufstieg zur Almagellerhütte (2894 m)
Nach morgendlicher Stärkung ging es durch schattige Lärchen- und Kiefernwälder vorbei an idyllischen Alpwiesen zur Almagellerhütte. Unterwegs gönnten wir uns eine entspannte Kaffeepause auf einer schön gelegenen Alp – und wie so oft mussten die Teilnehmer auf dem weiteren Weg ihr Bestes geben, um Sepp nicht aus den Augen zu verlieren. In der Hütte angekommen, genossen wir die Abendsonne und bereiteten uns auf die erste große Tour vor.
Tag 3: Weissmies-Überschreitung (4017 m)
Am Sonntag klingelten die Wecker früh. Das Weissmies stand auf dem Programm – unser erster 4000er. Der Aufstieg über den Südgrat bot alles, was das Alpinistenherz höher schlagen lässt: griffiger Fels, wunderschöne Kletterpassagen und herrliches Wetter. Am Gipfel tauschten wir Kletterhandschuhe gegen Steigeisen und stiegen über den Nordwestgrat bis zur Station Hohsaas ab. Die dort integrierte Unterkunft im Bergrestaurant mussten wir erst als solche identifizieren, wurden dann aber mit einem herrlichen Ausblick und der Beobachtung eines spontanen Wintereinbruchs belohnt. Schneefall mitten im Juli – willkommen in den Hochalpen!
Tag 4: Lagginhorn-Versuch und Windspiel am Jägihorn
Am Montag kündigten sich stürmische Verhältnisse an – mit Böen bis 100 km/h. Die geplante Fletschhorn-Lagginhorn-Überschreitung war damit vom Tisch. Stattdessen stiegen wir zur Weissmieshütte ab, deponierten nicht benötigtes Gepäck und unternahmen einen Versuch am Westgrat des Lagginhorns. Der Winter hatte sich jedoch hartnäckig gehalten – bei winterlichen Bedingungen und schlechter Sicht kehrten wir bald wieder um. Am Nachmittag machten sich einige Unermüdliche noch auf den Weg zum Jägihorn – allerdings nicht über den bekannten Klettersteig, da auch hier der Wind sein Veto einlegte. So wurde es ein kurzer, aber landschaftlich lohnender Abstecher.
Tag 5: Wechsel zur Mischabelhütte (3340 m)
Am Dienstag ging es bei deutlich besserem Wetter weiter: Wechsel der Talseite und Aufstieg zur spektakulär gelegenen Mischabelhütte – immerhin die dritthöchste SAC-Hütte. Der abwechslungsreiche Zustieg über einen steilen, teils klettersteigähnlichen Steig mit Drahtseilen und kurzen Kletterstellen machte den Tag zu einem echten Highlight. Oben angekommen, bezogen wir den Winterraum und machten es uns auf 3340 m gemütlich.
Tag 6: Überschreitung über Ulrichshorn (3925 m), Balfrin und Bigerhörner zur Bordierhütte
Frühmorgens, Punkt 4 Uhr, starteten wir im Licht unserer Stirnlampen. Beim Aufstieg zum Windjoch begrüßte uns ein strahlender Sonnenaufgang – ein Moment, den niemand so schnell vergessen wird. Eine spanische Seilschaft überholte uns am flachen Gletscher – nur um später festzustellen, dass sie im Steilgelände gegen die niederbayerische Effizienz keine Chance hatte. Am Grat angekommen, folgte eine abwechslungsreiche Etappe über Ulrichshorn, Balfrin und die Bigerhörner – stets zwischen Gletscher, Firn und Fels. Nach einer kurzen Pause am Balfrin-Nordwestgipfel (3796 m) setzten wir unseren Weg fort – mit traumhaften Tiefblicken auf den Riedgletscher.
Auf der Bordierhütte begegneten wir einer ungewöhnlich zutraulichen Gruppe von Steinböcken, die mit stoischer Ruhe auf Tuchfühlung gingen – offenbar hatten sie ein Faible für feuchtgeschwitzte Funktionswäsche, denn unsere Trockenplätze auf den umliegenden Steinen waren plötzlich heiß begehrt.
Tag 7: Nadelhorn – Königsetappe zum Abschluss
Der letzte große Tourentag begann wieder vor Sonnenaufgang. Der Rückweg führte erneut über den Gletscher und das Ulrichshorn. Dort teilte sich die erste Seilschaft: Zwei Teilnehmer stiegen direkt zur Mischabelhütte ab, während die anderen beiden die zweite Seilschaft einholen wollten, die bereits über das Windjoch auf dem Normalweg zum Nadelhorn (4327 m) unterwegs war. Nach kurzem, aber kräftigem Zwischenspurt gelang das Wiedervereinen – pünktlich zum gemeinsamen Gipfelfoto mit grandioser Aussicht vom Mont Blanc bis zum Watzmann 😉, oder war es doch das Horu?. Anschließend stiegen wir gemeinsam über den Normalweg zur Mischabelhütte ab – erschöpft, aber glücklich.
Tag 8: Der Duft des Erfolgs
Eine Woche lang nicht geduscht, aber glücklich – so traten wir am Samstag den letzten Abstieg nach Saas-Fee an. Ungewohnt ausgeschlafen, aber mit deutlich erhöhter Duftnote marschierten wir dem Tal entgegen. Ein kurzes Dusch-Intermezzo in Saas-Grund sorgte für gesellschaftliche Verträglichkeit auf der Heimfahrt.
Gletscher, Granit, Gruppengeist – und der gewohnt flotte Tritt unseres Tourenleiters Sepp.
Was bleibt, sind viele Geschichten, Gipfelerlebnisse, Lacher, ein verlorener Handschuh – und der Wunsch nach mehr. Ein ganz herzliches Dankeschön für Planung, Geduld,
Inspiration – und wie immer: die tägliche Dosis Pflanzenkunde!
Fazit der Runde beim Abschiedsgetränk: „Also ich wär nächstes Jahr wieder dabei…“
Teilnehmer: Marcel, Stefan, Christoph, Roman, Andrea, Fabian
Leitung: Sepp Butz